Über den Trauerfall (4)
Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Susanne Lothar, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

Ihre größten Erfolge...
11.10.2012 um 15:01 Uhr von Redaktion...im Film:
Eisenhans
1983
Das Schloß
1997
Funny Games
1997
Die Klavierspielerin
2001
Der Vorleser
2009
Das weiße Band
2009
Die kommenden Tage
2010
Wer wenn nicht wir
2011
Staub auf unseren Herzen
2012
...am Theater:
Fegefeuer in Ingolstadt
1980 - Thalia Theater Hamburg
Nathan der Weise
1981 - Thalia Theater Hamburg
Faust
1983 - Schauspielhaus Köln
Andi
1986 - Schauspielhaus Hamburg
Lulu
1988 - Schauspielhaus Hamburg
Gesäubert
1998 - Hamburger Kammerspiele
Drei Mal Leben
2000 - Burgtheater Wien

Die große Namenlose
10.10.2012 um 16:10 Uhr von RedaktionEs gibt dieses Phänomen: Schauspieler, deren Gesicht fast jeder kennt, bei denen aber längst nicht jeder weiß, wie sie heißen. Es sind meist die, die besonders talentiert sind. Die es nicht nötig haben die Illustrierten zur Homestory einzuladen oder über jeden roten Teppich zu flanieren. Die sich ganz auf ihr Talent verlassen können, weil sich ihr Schauspiel beim Betrachter einbrennt, ihn in seinen Bann zieht. Schauspieler von diesem Kaliber sind selten, sehr selten sogar.
Susanne Lothar war eine von ihnen. Ihr Spiel war eindringlich und zurückhaltend zugleich. Sie konnte mit einer unglaublichen Wucht schweigend da stehen und das Publikum in ihren Bann ziehen. So schaffte sie es, eine der vielbeschäftigsten Schauspielerinnen im deutschsprachigen Raum zu werden, ohne das ihr Name dem breiten Publikum ein Begriff war.
Geboren wird Susanne Lothar im November 1960 als Tocher des Schauspieler-Ehepaars Ingrid Andree und Hanns Lothar geboren.
Bereits während ihres Schauspiel-Studiums an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater erhält die junge Künstlerin einen Vertrag am renommierten Thalia Theater in Hamburg. Auch die Körber-Stiftung erkennt das außergewöhnliche Talent der jungen Schauspielerin früh und verleiht ihr 1981 als erster Preisträgerin den Boy-Gorbert-Preis, der seither an Nachwuchsschauspieler der Hamburger Bühnen vergeben wird.
Ihren endgültigen Durchbruch feiert Lothar 1988 mit Ihrer Interpretation der Titelrolle in "Lulu", in einer Inszenierung von Peter Zadek am Hamburger Schauspielhaus.
Es folgen zahlreiche weitere Engagements, unter anderem am Schauspielhaus Zürich und am Burgtheater Wien. Sie arbeitet mit Regisseuren wie Luc Bondy und Burkhard C. Kominski zusammen und wird zur Spezialistin für die schwierigen, die gebrochenen Figuren.
1983 wagt sie sich an ihre erste Filmrolle. Mit "Eisenhans" gelingt ihr auf Anhieb ein Spagat, der wenigen Schauspielern vergönnt ist: Sie überzeugt auch auf der Leinwand. So sehr, dass sie gleich für diese erste Filmrolle den Bundesfilmpreis erhält.
1993 macht sie den ersten Film mit ihrem späteren Mann - dem verstorbenen Ulrich Mühe. Beide treten Seite an Seite im Fernseh-Zweiteiler "Das tödliche Auge" auf.
Bald wird auch der Regisseur Michael Haneke auf Lothar aufmerksam. Er bezeichnet sie und Mühe als seine Lieblingsschauspieler im deutschsprachigen Raum und besetzt sie in zahlreichen seiner Filme. So spielt sie auch in seinem Meisterwerk "Das weiße Band". Der Film wird bei den Filmfestspielen in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet und für einen Oscar nominiert.
2007 ereilt sie der vielleicht schwerste Schicksalsschlag ihres Lebens: Ihr Mann, Schauspieler Ulrich Mühe, mit dem sie zwei Kinder hat, stirbt nach einer schweren Krebserkrankung.
In einem Interview mit dem Berliner Tagesspiegel sagt sie 2009 über die Zeit nach seinem Tod: "Ich habe ihn immer bei mir, ihn und die schöne gemeinsame Zeit. Ich habe den Schmerz einfach durch mich durchgelassen. Durchlassen müssen, weil ich dachte, das Leben geht weiter, es muss weitergehen."
Nun ist sie wieder bei ihm. Susanne Lothar starb nun in ihrer Wahlheimat Berlin. Auch Klaus Wowereit würdigt die große Schauspielerin ein letztes Mal und spricht sein Beileid aus: "Unsere Gedanken sind bei ihren Angehörigen, Freunden und Bekannten."
Wir können uns diesen Worten nur anschließen und sprechen insbesondere den gemeinsamen Kindern von ihr und Mühe unser tiefes Mitgefühl aus.